Ein Projekt zur strukturellen Verankerung von Bildung für nachhaltige Entwicklung in der benachbarten Kindertagesstätte Fuchsbau
Die Kindertagesstätte Fuchsbau befindet direkt am ÖBZ-Gelände. Die Kinder und die Eltern kennen es gut. Sie spielen dort und machen dort ihre Entdeckungen in der Natur. Dass die Kita und das ÖBZ miteinander kooperieren, liegt nahe. Seit Jahren gibt es gute Beziehungen. Die Kita nimmt immer wieder Bildungs- und Aktionsangebote des MUZ im ÖBZ wahr - zum Thema Naturerleben und Naturerfahrung, Gärtnern oder aber auch zu Lebensstilfragen im Kontext von Nachhaltigkeit. Im Jahr 2019 verständigten sich die Kita-Leitung und das MUZ darauf, BNE strukturell in das Leitbild der Einrichtung zu verankern und sich zu einer Kita zu entwickln, in der BNE zum selbstverständlichen Selbstbild gehört und entstprechend auch so gelebt wird. Simone Gerhardt, die den Prozess als Umweltpädagogin begleitet, berichtet von den Erfahrungen, die die Kindertagesstätte seit dem gemacht hat:
Im April haben Lukas* und seine Freunde aus der Kindertagesstätte Fuchsbau im Garten eine Wildblumenwiese angesät. Im Juni haben Alma und ihre Freundinnen Bienen, Hummeln und Schmetterlinge auf den Wiesen rund ums ÖBZ beobachtet. Im September wurden Äpfel geerntet und Kartoffeln in
der Feuerschale zubereitet, im Dezember Kerzenreste eingeschmolzen und kleine Teelichter in Sternform gegossen. Alle Aktionen waren Teil von „Artenvielfalt"– bzw. „Upcycling"-Workshops, bei denen die Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren unterschiedliche Themen der Nachhaltigkeit erlebten
– unmittelbar und wortwörtlich zum „Begreifen".
Über zwei Jahre begleitete das Münchner Umwelt-Zentrum die benachbarte Kindertagesstätte Fuchsbau im Rahmen eines Kooperationsprojekts. Vermittelt durch insgesamt zwölf Workshops für Kinder, vier Fortbildungseinheiten für Eltern und das pädagogische Team sowie mehrere offene Veranstaltungen wurde das Konzept der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE), seine Methoden und Themen in die Einrichtung, die Familien und ihr Umfeld getragen. In dieser Zeit haben sich die Kinder zusammen mit den Erzieherinnen und Erziehern, mit ihren Eltern und Geschwistern auf den Weg gemacht, ihre Kindertagesstätte
in einen Lernort für nachhaltiges Denken und Handeln zu verwandeln und damit zukunftsfähig zu machen.
Ziel der Bildung für nachhaltige Entwicklung ist, Werte und Fähigkeiten – Kompetenzen – zu vermitteln, die ein gerechtes, ressourcenschonendes und aktiv gestaltendes Handeln ermöglichen. BNE reicht sozusagen das Handwerkszeug, um den gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen einer sich verändernden Welt zu begegnen.
Zwischen Januar 2021 und Dezember 2022 beteiligte sich die ganze Fuchsbaufamilie an der Umsetzung von BNE in ihrer Einrichtung. Begleitet wurden sie von Referentinnen des Münchner Umwelt-Zentrums, die verständlich und altersgerecht Schlüsselthemen vermittelt haben. Bearbeitet und sprichwörtlich unter die Lupe genommen wurden aufeinander aufbauende Projekte, die den Beteiligten besonders am Herzen lagen: „Biodiversität", „Lebensräume im Garten entdecken", „Ernährung", „Konsum" sowie „Wertstoffe und Recycling". Zu jedem Thema wurde Wissen über Zusammenhänge vermittelt, Nachhaltigkeit vorgelebt, der schonende Umgang mit Ressourcen angeleitet, eine Anbindung in den Stadtteil geschaffen und kompetenzorientiertes Lernen ermöglicht.Erwachsene und Kinder stellten in dieser Zeit viele konkrete Fragen an ihren Kita-Alltag und seine nachhaltige, zukunftsorientierte Gestaltung: Welcher Caterer versorgt die Kinder mit Mittagessen und Lebensmitteln aus biologischem Anbau? Wie vermeiden wir Müll und verwerten Reststoffe nachhaltig? Wie gehen wir schonend mit den Grünflächen und besonderen Lebensräumen im von uns genutzten Garten und Park um? Und vieles mehr.
Auf der Suche nach Antworten wurden alte Gewohnheiten geändert und neue Ideen entwickelt, ausprobiert und beibehalten oder auch wieder verworfen.
Die Umsetzung von BNE ist ein Prozess, der viele aufeinander aufbauende Schritte enthält. In der Kindertagesstätte neu umgesetzt und bewährt haben sich unter anderem ein Tauschregal für Bücher und Hörmedien, ein externer Flohmarkt und ein gemeinsames gesundes Frühstück mit saisonalen Lebensmitteln aus dem Garten. Diese und weitere Neuerungen werden von den Kindern, dem pädagogischen Team und den Familien gemeinsam getragen. Im Vordergrund der Veränderung stand daher auch ein ganzheitlicher Ansatz: BNE nach dem „Whole-Institution-Approach" erstreckt sich auf die gesamte Einrichtung und in alle Lebensbereiche hinein. Die Kindertagesstätte als Lernort umfasst eine gute pädagogische Praxis, die Gestaltung dauerhafter Bildungsanlässe sowie eine ressourcenschonende Bewirtschaftung und Beschaffung. Lernergebnisse vertiefen die Pädagogen und Pädagoginnen in der Einrichtung und tragen die Kinder weiter in die Familie und ihr Umfeld. Ein gutes Beispiel dafür war das „Rama dama" als gemeinsame Aktion im November 2022: Im Rahmen des „Wertstoff und Recycling"-Projekts wurden innerhalb von zwei Stunden etwa acht Kilogramm Müll im an die Kindertagesstätte angrenzenden Grünzug gesammelt, der zu etwa einem Drittel recycelt werden konnte.
Im Oktober untersuchten die Kinder des Fuchsbaus im Workshop „Lebensraum Boden" den natürlichen Nährstoffkreislauf, die Funktion eines Komposthaufens im Garten und die Bedeutung von Bodenlebewesen wie Regenwürmern. Im Juli kescherten sie im Teich des Experimentiergartens am ÖBZ, beobachteten Schlammschnecken, Molche und Kleinstlebewesen im Gewässer und erforschten ihre Bedeutung für sauberes Wasser.
Diese Themen sind für viele Kindertagesstätten bereits selbstverständliche Bildungsinhalte. BNE fügt ihnen eine nachhaltige Sichtweise hinzu und fördert
die Auseinandersetzung mit wirtschaftlichen, ökologischen, kulturellen und sozialen sowie globalen Zusammenhängen. Ein weiterer Anspruch von BNE ist es, vielfältige Lernerfahrungen zu bieten und eine breite aktive Mitgestaltung zu ermöglichen. Die Entwicklung des Fuchsbaus zur BNE-Kindertagesstätte wird auch in den kommenden Jahren fortgesetzt; Projekte zu den Themen „Mobilität", „Energie" und „Zusammenleben" können entstehen. Auch diese Themen enthalten zahlreiche Vernetzungsmöglichkeiten für die Familien, Anregungen für die Umsetzung durch die Pädagoginnen und Pädagogen und spielerische Entdeckungs- und Erforschungsmöglichkeiten für die Kinder.
Wir benötigen Ihre Zustimmung zum Laden der Übersetzungen
Wir nutzen einen Drittanbieter-Service, um den Inhalt der Website zu übersetzen, der möglicherweise Daten über Ihre Aktivitäten sammelt. Bitte überprüfen Sie die Details in der Datenschutzerklärung und akzeptieren Sie den Dienst, um die Übersetzungen zu sehen.